Einzelstück 3a - Nürnberg beschwert sich wegen des schlechten Stahles (1512)

"Nachdem von Alter her viel Stahl von Steyr in diese Stadt geführt und etwan die Stück nicht so groß und dick gewest, sondern je zwei oder drei Stück kaum einen Zentner gewogen, auch dieselben Stück gewöhnlich drei Zwerchfinger, oder aufs Dickste eine Zwerchhand dick gewest, denselben Stahl haben wir dann auf die Hämmer geladen, daß man uns den geschmiedet und gezaint hat, und haben also von einer Ladung, die macht acht Zentner, zwölf Pfund Gelds zu zainen geben. Danach haben die von Steyr dieselben Stahlstück noch dicker und größer gemacht, da haben uns die Hammermeister auch mit der Belohnung gesteigert, also daß wir ihnen alsdann fünfzehn Pfund von einer Ladung zu schmieden und zu zainen haben geben müssen. Nun in kurzer Zeit haben die zu Steyr solche Stahlstück so dick und groß gelassen, daß manches Stück je einen oder anderhalben Zenten hat. So wir dann solich dicke Stück auf die Hämmer laden, so wollen die Hammermeister nit minder dann 20 Pfund von einer Ladung zum Schmieden und Zainen haben, angesehen, daß ihnen so groß Arbeit und Unkosten mit dem so oft Wärmen und Überschmieden, darauf auch viel Coths darin steckt und uns viel daraus abgeht, und mit Unfleiß zu Steyr gearbeit wird, und sollten wir solchen großen Lohn davon geben und uns so merklich am Schmieden und mit dem Coth, so darin steckt, abgehn, so könnten wir des nit zukumen und müßten solchen gezainten Stahl soviel dester teurer verkaufen. (...) So hat man auch zu Salzburg guten Stahl, der daselbst gezaint ist, den man in Lageln herbringt. Den möchten wir also gezaint eins bessern und nähren Kaufs bekommen (...) und also solchen vorgezainten Stahl von Salzburg herkommend kaufen und des von Steyr uns entschlagen, so müßten die Hammermeister hier um desto minder zu arbeiten haben oder endlich vielleicht gar feiern, das wir denn auch nit gern sehen." (Transkript aus: Landsteiner, Erich: Eingepfercht in die Zirkulationssphäre? Die Kaufleute von Steyr und die Stahlproduktion im Umkreis des steirischen Erzberges im 16. Jahrhundert, in: Arnoux, Mathieu (Hg.), Le technicien dans la cité en Europe occidentale 1250–1650, Rom 2004, S. 315–345, hier S. 332.)